Sony Bank plant, bereits im Geschäftsjahr 2026 einen an den US‑Dollar gekoppelten Stablecoin herauszugeben und damit das japanische Tech‑Unternehmen in die Lage zu versetzen, die Art und Weise zu verändern, wie Millionen von Kundinnen und Kunden für Videospiele und Anime‑Inhalte innerhalb seines digitalen Ökosystems bezahlen. Über die Initiative berichtete am Montag die Nikkei, was einen der bedeutendsten Schritte eines großen Entertainment‑Konzerns in Richtung regulierter Ausgabe digitaler Währungen markiert.
Die Online‑Banking‑Sparte der Sony Financial Group envisions, dass der durch Dollar gedeckte Token Kreditkartenzahlungen für Abonnements und digitale Inhalte auf Sonys Plattformen ersetzt oder ergänzt, darunter PlayStation und der Anime‑Streaming‑Service Crunchyroll. Durch den Wegfall traditioneller Zahlungsabwickler‑Gebühren könnte Sony die Transaktionskosten senken und gleichzeitig die Ausgaben der Nutzer stärker im eigenen Ökosystem halten.
Sony Bank hat bereits über die Tochter Connectia Trust eine US‑weite Banklizenz beantragt und laut Bericht eine Partnerschaft mit dem US‑Infrastrukturanbieter für Stablecoins Bastion geschlossen. Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund eines anziehenden Stablecoin‑Marktes, dessen gesamte Marktkapitalisierung inzwischen mehr als 300 Milliarden US‑Dollar übersteigt.
Was ist passiert
Sony Bank reichte am 6. Oktober bei der US‑Bankenaufsicht Office of the Comptroller of the Currency einen Antrag ein, um Connectia Trust als nationale Trust‑Bank zu etablieren, die zur Ausführung von Kryptowährungs‑Geschäften berechtigt ist. In dem Antrag werden Pläne beschrieben, Stablecoins im Verhältnis 1:1 zum US‑Dollar auszugeben, entsprechende Reserve‑Vermögenswerte in Bargeld oder US‑Staatsanleihen zu halten und Verwahr‑Dienstleistungen für digitale Vermögenswerte anzubieten.
Der vorgeschlagene Stablecoin würde unter dem GENIUS Act operieren, einem im Juli verabschiedeten Bundesgesetz, das erstmals einen umfassenden Regulierungsrahmen für durch Dollar gedeckte Stablecoins in den USA geschaffen hat. Das Gesetz verlangt eine vollständige Hinterlegung mit hochwertigen, liquiden Vermögenswerten, verpflichtende Prüfungen für Emittenten mit mehr als 50 Milliarden US‑Dollar Marktkapitalisierung sowie klare Rückgaberechte.
Sonys Partnerschaft mit Bastion stellt die technische Infrastruktur für Compliance, Ausgabe‑ und Einlösungsprozesse bereit. Bastion betreibt eine „Stablecoin‑as‑a‑Service“-Plattform, die es Unternehmen erlaubt, eigene Marken‑Tokens herauszugeben und gleichzeitig die US‑Regulierung einzuhalten.
Der US‑Markt steht laut Unternehmensangaben für mehr als 30 Prozent der externen Umsätze der Sony Group. Sony plant, eine in den USA ansässige Einheit zu gründen, die die Stablecoin‑Aktivitäten und die Einhaltung der Vorschriften überwacht.
Allerdings stößt der Bankantrag auf Widerstand von Branchenverbänden. Die Independent Community Bankers of America reichten am 6. November ein Schreiben bei der OCC ein, in dem sie sich entschieden gegen Sonys Antrag auf eine Banklizenz aussprechen. Der Verband argumentiert, dass das Connectia‑Modell den traditionellen Aufgabenbereich von Trust‑Banken überschreite und Sony die Vorteile einer Banklizenz verschaffe, ohne einer vollständigen regulatorischen Aufsicht zu unterliegen.
Die ICBA warnte, Stablecoins könnten sich wie Bankeinlagen verhalten, gleichzeitig aber eine Absicherung durch die Einlagensicherung FDIC und Verpflichtungen aus dem Community Reinvestment Act umgehen. Die Organisation äußerte zudem Bedenken hinsichtlich operationeller Risiken im Falle eines Scheiterns von Connectia Trust und merkte an, dass die OCC seit 1933 kein gescheitertes, nicht versichertes nationales Institut mehr abgewickelt habe.
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Warum das wichtig ist
Die Stablecoin‑Initiative stellt Sonys bislang entschlossensten Schritt in blockchain‑basierte Finanzinfrastruktur dar und könnte Zahlungsströme in den eigenen Entertainment‑Sparten neu ordnen. PlayStation erzielt über seinen Store Milliardenumsätze mit digitalen Verkäufen, während Crunchyroll zur weltweit größten Anime‑Streaming‑Plattform mit Millionen von Abonnenten geworden ist.
Sonys Vorstoß spiegelt eine breitere institutionelle Dynamik bei der Einführung von Stablecoins wider. Das schwedische Fintech Klarna kündigte im November Pläne zur Einführung eines eigenen, durch Dollar gedeckten Tokens an, während traditionelle Banken wie JPMorgan und Wells Fargo ähnliche Initiativen prüfen. Der Gesamtmarkt für Stablecoins wuchs im Jahr 2025 von 200 auf über 300 Milliarden US‑Dollar, und Standard Chartered prognostiziert, dass der Sektor bis 2030 auf 1,9 Billionen US‑Dollar anwachsen könnte.
Falls genehmigt, würde Connectia Trust zu einer ausgewählten Gruppe von Unternehmen gehören, darunter Coinbase, Circle, Paxos und Ripple, die eine bundesweite Lizenz für Stablecoin‑Aktivitäten anstreben. Der Prüfprozess der OCC dauert üblicherweise 12 bis 18 Monate, könnte sich durch öffentliche Einwände jedoch verlängern.
Sony baut bereits seit mehreren Jahren Blockchain‑Kompetenzen auf. Das Unternehmen startete im Januar 2025 sein Ethereum‑Layer‑2‑Netzwerk Soneium nach einer Testnet‑Phase, in der 14 Millionen Nutzer gewonnen und 47 Millionen Transaktionen abgewickelt wurden. Aufbauend auf der OP‑Stack‑Technologie der Optimism Foundation soll Soneium NFT‑basierte Fan‑Interaktionen und Creator‑Ökosysteme in Sonys Entertainment‑Sparten unterstützen.
Der Elektronikriese hat in den vergangenen Jahren zudem mehrere blockchain‑bezogene Patente eingereicht, darunter einen Antrag aus dem Jahr 2021 für eine Infrastruktur, die es Gamerinnen und Gamern erlaubt, NFTs zu besitzen und zu übertragen, die In‑Game‑Items repräsentieren. Innerhalb des PlayStation‑Ökosystems wurde NFT‑Funktionalität bisher jedoch noch nicht umgesetzt.
Das Stablecoin‑Projekt könnte Sony eine stärkere Kontrolle über Zahlungsströme verschaffen und zugleich die Abhängigkeit von Kreditkartennetzwerken verringern. Über Endkundenzahlungen hinaus könnte die Infrastruktur schnellere Abrechnungen für Drittentwickler ermöglichen, die Inhalte über den PlayStation Store vertreiben, oder das grenzüberschreitende Treasury‑Management zwischen internationalen Sony‑Tochtergesellschaften erleichtern.
Für die breitere Entertainment‑Industrie ist Sonys Initiative ein Test, ob große Verbrauchermarken das komplexe regulatorische Umfeld für die Emission von Stablecoins erfolgreich navigieren können. Das Ergebnis wird beeinflussen, ob andere Medienunternehmen ähnliche Strategien verfolgen oder lieber mit bestehenden Stablecoin‑Anbietern kooperieren, statt eigene Tokens zu starten.
Das Ziel eines Starts im Geschäftsjahr 2026 verschafft Sony rund 12 bis 18 Monate, um Lizenzen zu erhalten, die Betriebsinfrastruktur aufzubauen und Stablecoin‑Funktionen in seine digitalen Angebote zu integrieren. Ein Erfolg würde das Unternehmen an die Schnittstelle von Entertainment und regulierten digitalen Finanzdienstleistungen rücken und potenziell neue Modelle dafür schaffen, wie globale Medienkonzerne Zahlungen in ihren Ökosystemen abwickeln.

