Bitcoin und Risikoanlagen sehen sich einer ernüchternden Einschätzung durch einen erfahrenen Liquiditätsanalysten gegenüber, der argumentiert, dass die „Everything Bubble“ nach 2008 sich ihrem Ende nähert – nicht ihrem Anfang. Michael Howell, Gründer von CrossBorder Capital, sagte im Bankless-Podcast, dass die globalen Finanzmärkte in eine Spätzyklus-Phase eingetreten seien, da ein 65‑monatiger Schulden-Refinanzierungsrhythmus seinen Höhepunkt erreicht und die Signale für Spannungen am Repo-Markt zunehmen.
Was passiert ist: Liquiditätsexperte warnt vor Zyklusende
Howell stellte ein Rahmenwerk vor, das Liquiditätsströme durch die globalen Finanzmärkte verfolgt, anstatt sich auf traditionelle Geldmengenaggregate zu stützen. Sein Global Liquidity Index zeigt, dass sich der für Refinanzierungen verfügbare Kapitalpool von unter 100 Billionen US‑Dollar im Jahr 2010 auf knapp 200 Billionen US‑Dollar heute verdoppelt hat.
Die Messgröße konzentriert sich auf Repo-Märkte und Schattenbankaktivitäten, die dort beginnen, wo herkömmliche M2-Definitionen enden.
Der Analyst identifizierte einen 65‑monatigen globalen Liquiditätszyklus, der in erster Linie durch Refinanzierungsbedürfnisse von Schulden angetrieben wird.
Den Kapitalmärkten zufolge entfallen heute 70 % bis 80 % der Transaktionen auf Schuldenrollovers statt auf die Finanzierung neuer Investitionen, so Howell. Er verfolgt eine Verschuldungs‑zu‑Liquiditäts‑Kennzahl für fortgeschrittene Volkswirtschaften, die im Schnitt beim etwa Zweifachen liegt – wenn sie deutlich darunter fällt, bilden sich Vermögensblasen, und wenn sie deutlich darüber steigt, entstehen Finanzierungsspannungen.
„Wir bewegen uns leider aus einer Phase heraus, die ich als ‚Everything Bubble‘ bezeichnet habe“, sagte er in dem Interview vom 24. November.
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Warum es wichtig ist: Refinanzierungswand trifft auf straffere Bedingungen
Die Politikreaktion in der COVID‑Ära schuf laut Howell eine sichtbare „Fälligkeitswand“ der Schulden in den späten 2020er‑Jahren. Schuldner sicherten sich über langfristige Refinanzierungen nahezu Nullzinsen und schoben damit hohe Roll‑Over‑Bedürfnisse in den aktuellen Straffungszyklus. SOFR, der besicherte Tagesgeldsatz, der aufgrund der Besicherung typischerweise unter dem Federal Funds Rate notiert, ist wiederholt über seine normale Spanne hinausgesprungen. „Wir haben begonnen zu sehen, wie diese Repo-Spreads auseinandergelaufen sind“, warnte Howell und betonte, dass die Häufigkeit dieser Ereignisse wichtiger sei als ihr Ausmaß.
Sein Vier‑Phasen‑Rahmenwerk verortet die Vereinigten Staaten klar in der Phase der „Spekulation“, während Europa und Teile Asiens sich in einer „späten Ruhephase“ befinden.
Krypto-Assets verhalten sich teils wie Technologiewerte und teils wie Rohstoffe, wobei 40 % bis 45 % der Preistreiber von Bitcoin an globale Liquiditätsfaktoren gekoppelt sind. Howell wies den populären Vierjahres‑Halving‑Zyklus als nicht ausreichend belegt zurück und argumentierte stattdessen, dass der 65‑monatige Refinanzierungsrhythmus die robustere Erklärung liefere.
Da dieser Zyklus nun seinen Höhepunkt erreichen dürfte, sieht er den Kryptomarkt in einer „späten Phase im Kryptozyklus“.
Der strukturelle Ausblick bleibt für die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte inflationär, wodurch monetäre Absicherungen unerlässlich werden.
„Es ist nicht Bitcoin oder Gold. [Es sind] Bitcoin und Gold“, sagte Howell.
Seine taktische Haltung ist vorsichtig, aber noch nicht defensiv. „Wir sind noch nicht klar auf Risiko‑Off und bärisch gedreht, aber wir sind kurzfristig nicht bullisch“, sagte er und deutete an, dass kommende Schwäche Phasen schaffen könnte, in denen sich Kaufgelegenheiten für langfristige Inflationsabsicherungen eröffnen.
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